Bin eben dabei in Faro meine Zelte abzubrechen. Die Zeit ist rasend schnell vergangen, während sich die Ereignisse schier überschlagen haben. Manchmal geht alles unheimlich zäh und dann plötzlich, scheinbar über Nacht, nehmen die Dinge Fahrt auf und man kommt mit den hereinkommenden neuen Situationen nur schwer zurecht. So ging es mir die letzten Tage. 

Ich hänge immer noch an diesem Einen Grundstück fest. Warum nur? Es gibt so viele andere. Grössere, preiswertere. Aber nein, für mich muss es eben dieses Eine sein. Manchmal verstehe ich mich selbst nicht, dann bleibt mir nichts als meiner Intuition zu folgen.

Vergeblich hatte ich zweimal auf englisch via E-mail versucht, mit der Immobilien Agentur in Castelo Branco Kontakt aufzunehmen. Keine Antwort. Dann benutzte ich den portugiesischen Translator um mein Interesse zu bekunden. Zwei Tage später erhielt ich eine Rückmeldung. Es hiess, dass der Mitarbeiter der englisch sprach in Urlaub sei. Da erinnerte ich mich der jungen Frau an der Campingplatz Rezeption. Jemand hatte mir erzählt, dass sie oft Leuten hilft beim Übersetzen. Sie sprach wohl vier oder fünf Sprachen. Ihr Name ist Aurora und ich nahm mir fest vor, in den nächsten Tagen diesbezüglich mit ihr zu sprechen.

Nachdem Aurora mit der Immobilienmaklerin telefoniert hatte kamen die Dinge ins Rollen. Der englisch sprechende Mitarbeiter war mittlerweile aus dem Urlaub zurück und ich erhielt kurzerhand einen Besichtigungstermin für den 05. Mai 2022.

Deshalb packe ich jetzt hier meine Sachen zusammen. Heute ist der 02. Mai. Der Mann vom Nachbarstellplatz hilft mir später beim Sonnensegel abnehmen. Laut Wetterbericht sollen die Nächte in Castelo Branco schon mild sein. Und der kommunale Campingplatz in der kleinen Stadt hat seit 01. Mai wieder geöffnet. Alles passt. Morgen früh fahre ich los. Schätzungsweise werde ich fünf Stunden brauchen. Ich bin kein Raser, eher ein gemütlicher Fahrer. Mit dem grossen Van fährt es sich schön mit 100 oder 110km. Ausserdem will ich Señor Gizmo nicht zu sehr dem Stress aussetzen denn wenn ich schneller fahre, fängt er an zu maunzen. Dann ist es, als wenn er mir sagen wollte, "was machst du für einen Stress? Wir kommen doch noch früh genug an ...."

Heute um elf Uhr durfte ich das Grundstück besichtigen, an dem ich schon seit meiner Abreise in Deutschland interessiert bin. Die Maklerin, sowie ihr englisch sprechender Mitarbeiter und der Eigentümer waren alle schon anwesend, als ich eintraf. Gemeinsam schritten wir die ganzen 2,5 Hektar ab, die von unzähligen Lavendel und Ginsterbüschen übersät waren. Der aromatische Duft dieser Pflanzen hing wie eine unsichtbare Wolke in der Luft. Alles war so, wie ich es mir vorgestellt hatte aber am Besten gefiel mir der Weiher, wie du dir sicher vorstellen kannst. 

Ich wollte dieses Grundstück unbedingt. Der verlangte Preis war mir jedoch zu hoch und ich hoffte inständig, dass der Eigentümer auf mein Angebot eingehen würde. Zweitausend Euro weniger als seine Forderung war ich bereit zu zahlen. Aus taktischen Gründen nannte ich mein Angebot dreitausend Euro weniger, mit der Begründung, dass überall extrem viel Wildwuchs stand und das Hühnergehege sammt Hühnerhaus inmitten des Grundstückes plaziert wäre. Zuerst wollte er absolut nicht darauf eingehen. Aber dann bekam ich Unterstützung von der Immobilienmaklerin und zwanzig Minuten später hatten wir uns auf den Ausgangspreis minus zweitausend Euro geeinigt. Es war genau die Summe, die ich zu zahlen bereit gewesen war. 

Wir verabredeten dann noch alle weiteren Schritte betreffend den Vorvertrag, sowie eine Anzahlung und dann konnte ich schon wieder zurück zum Campingplatz fahren.